Infamous Blue Warriors Itzehoe
Aus der Sicht von einem der Mitglieder von IBW (vom 09.03.2010)
Die Infamous Blue Warriors sind eine ultraorientierte Fangruppe des MTV von 1858 Itzehoe e.V. Der Verein kommt, wie man unschwer am Namen erkennen kann, aus Itzehoe, der Kreishauptstadt des Kreises Steinburg und hat etwas 33.000 Einwohner. Die Geschichte der Warriors beginnt nicht mit der Gründung im Januar 2009, sondern im Grunde im Januar 2007 mit der Entstehung der Fanszene in Itzehoe. Die Gründungsmitglieder waren alle bei den Suptras Itzehoe aktiv, gründeten dann allerdings aufgrund diverser Unstimmigkeiten im Januar 2009 die Infamous Blue Warriors und außerdem eine Jugendgruppe. Wir haben bewusst darauf verzichtet hier nun die gesamte Entstehungsgeschichte der Fanszene und damit auch die genauen Gründe der Trennung zu nennen, Menschen, die wirklich so interessiert sind, können gern einfach mal unseren Blog besuchen. Parallel mit der Gründung der Hauptgruppe haben wir, obwohl wir alle relativ jung sind, uns dazu entschlossen, auch eine Jugendgruppe zu gründen, die Warriors Youth. Zu diesem Entschluss kam man, weil uns selbst aus „Kindertagen“ in Erinnerung geblieben ist, wie man da stand und staunte. Doch nie bot sich einem die Chance ein Teil davon zu werden, weil man zu jung war und einem der nötige Mut fehlte einen Schritt zu machen. Wir wollen einen Schritt auf die Jungen zu machen, ihnen eine Chance geben und Möglichkeiten Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.
Beide Gruppen umfassen zusammen einen Personenkreis von etwa 15 Personen, die wir zum vernünftigen Umfeld zählen. Außerdem natürlich Leute die kommen und singen, aber ansonsten nicht aktiv sind. Im Block, der Kurve IZ, finden sich pro Spiel etwa 20-25 Jugendliche ein. Außer uns sind die Suptras Itzehoe eine weitere aktive Gruppe. Doch kommen wir zurück zu den IBW: Der Name mag für viele Kritiker wie ein Tritt in den Fettnapf sein, weil diese damit Begriffe wie Gewalt und Randale assoziieren. Ganz so sehen wir das nicht. Infamous, Blue und Warriors sind alles Begriffe die uns etwas bedeuten: Infamous (engl. Berüchtigt) steht für eine berüchtigte Gruppe. Berüchtigt für ihre Leidenschaft, den Fanatismus, ihre Kreativität und vor allem für ihren Willen eine Gruppe zu sein. Jeder soll sich als Teil dieser Gruppe fühlen und ein Teil der Gruppe sein. Das Blue (engl. Blau) ergab sich aus den Vereinsfarben: Blau als Farbe der Basketballsparte unseres Vereins und auch das Warriors lässt sich erklären: Warriors (engl. Krieger), denn nicht selten ähnelt das, was wir machen einem Kampf den wir bestreiten: Ein Kampf auf den Tribünen für den Verein. Ein friedlicher Kampf, geführt in Form von Gesang, Tifo und der Gruppe. Ein Kampf gegen Repressionen oder Kommerz.
Damit kommen wir auch gleich zu den größten Unterschieden zum Rest der Ultrawelt. Oft wird gesagt, Basketball und Ultra‘ – das geht nicht. Kommerz, Event und alleine die Sportart. Klar, es ist nicht drin jeden Korb zu bejubeln wenn man 85:72 gewinnt. Auch vier Viertel à 10 Minuten Spielzeit, jede Menge Spielunterbrechungen und die Möglichkeit Auszeiten zu nehmen stehen dem Support entgegen, da oftmals per Musik dann „für Stimmung gesorgt wird“. Doch wir können stolz darauf sein, was wir bisher erreicht haben. Wir sind weg vom „typischen“ Basketballsupport mit 2, max. 3 Gesängen und 48 Trommeln, 69 Tröten und Klatschpappen. Die Kreativität und das „Andere“, das in Itzehoe das Licht der Welt erblickt hat, hat für uns keine andere Szene im Basketball, im Allgemeinen sind ultraorientierte Szenen sehr rar gesät.
Viele werden uns jetzt vorwerfen, dass wir kaum 18 Jahre alt seien, aber behaupten groß, wir wären Ultras. Sofort wird man in den Topf „Modeultras/Dorfultras“ gepackt. Dorfultra‘ in einer Stadt mit 33.000 Einwohnern und Auswärtsfahrten wo die naheste bei 300km Fahrt beginnt und sowieso sind wir zu wenig Leute. Wir denken das Ultra‘ es sich mittlerweile etwas einfach macht. Für uns stehen Dinge im Vordergrund, die wohl viele gar nicht mehr so bewusst wahrnehmen: Spaß, Leidenschaft, Identifikation. Wie schön ist es, nach dem Spiel noch mit den Spielern ein Bier zu trinken, über die Spiele zu quatschen. All sowas kann uns kein „großer“ Profiverein bieten. Zum Thema Ultra sagen wir deshalb, dass wir uns als Ultras sehen, uns Ultra selbst definieren und unsere eigenen Regeln schreiben, ohne uns die Freiheit zu nehmen: Ultra Itzehoe – Just ourselves! Auch den Punkt Politik wollen wir kurz behandeln. Die Mentalität in unserer Gruppe ist da vollkommen verschieden und da jeder er/sie selbst sein soll, wird sich da auch niemand verändern müssen. Bei uns gibt es keinen Platz für Rassisten und sonstige intolerante Menschen. Sexismus und Homophobie gehen auch nicht klar. Bei uns sind also alle Fahnen falsch egal ob Deutschland oder Antifa. Politik nimmt eine Rolle beim Sport ein, die ihr nicht abgenommen werden kann und jeder Mensch ist „politisch“, egal ob beim Sport oder nicht.
Springen wir nun einmal etwas zu den Problemen. Brandaktuell steht eine Fusion mit einem anderen Verein der Stadt kurz bevor. Für die Stadt ist es sinnvoll, doch der Name sei „nicht mehr zeitgemäß“. Ein Super-Gau. Für uns wird unser Verein immer unser Verein bleiben. Egal wie er heißt, egal wo er spielt. Für uns existiert nur der Männerturnverein. Der Einstieg von Colonial Real Estate im Sommer war ein Schlag ins Gesicht, doch man lernt damit umzugehen. Ob mein Verein jetzt Anteile verkauft wie es z.B. der FC Bayern tut, ob er Fans aussperrt wie der FC Nürnberg oder den Stadionnamen verkauft, wie jeder Verein. Man muss sagen, dass alle Gruppen einen Kampf verloren haben: Den Kampf gegen den Kommerz, egal ob im Fußball oder in welcher Sportart, so traurig es klingt.
Ich denke es wäre etwas zu ausführlich hier all diese einzelnen Punkte zu thematisieren. Die Szene Itzehoe ist auf einem guten Weg und man sieht Jahr für Jahr die Entwicklung, die man mitnimmt. Stolz sein kann man wirklich auch darauf, dass wir uns mittlerweile in Itzehoe etabliert haben und uns auch zu Thema wie beispielweise der Lokalpolitik äußern, so natürlich auch engen Kontakt zu anderen Initiativen und Vereinen der Stadt knüpfen. Zurückblicken und Vorausblicken kann man sicherlich auch auf unsere Freundschaft zu Nordkaos Hamburg. Die Chemie zwischen uns stimmt und die Freundschaft wird gepflegt.
Das wichtigste ist es nie aufzugeben, den Spaß nicht zu verlieren und zu seinem Verein zu stehen, egal was kommt.